Aufruf an Betroffene und Interessierte!
Die im ländlichen Raum derzeit boomende Bauaktivität von überdimensionierten und ortsunüblichen Wohnanlagen ist eine Novität, mit der alle Beteiligten (Politik, Behörden, Anrainer, Gutachter,....) bis vor kurzem noch nicht konfrontiert waren.
Eine allgemeine Überforderung macht sich bemerkbar.
Die vorliegenden Regelungen und Gesetze bzgl. Raumordnung und Bebauung reichen nicht aus, um sowohl Anrainer ausreichend zu schützen, als auch resultierende Probleme für Umwelt, Infrastruktur und soziale Gefüge zukunftstauglich zu erkennen und zu lösen.
Nur zu oft wird ein Gesetzestext ausschließlich in Hinblick auf die Interessen der Bauträger interpretiert und deren Wirtschaftlichkeit als oberste Prämisse für eine Planung angenommen.
Es kann und darf nicht sein, dass
- bei einem Verfahren zu einem Großbauprojekt nur die Bauwerber, Gutachter, Baubehörden und Sachverständige über Monate Zeit für Planung und Vorbereitung haben, die Anrainer allerdings nur die wenigen Tage vor der Bauverhandlung.
- den Anrainern als Laien zugemutet wird, die Bauordnung so gut zu kennen, dass sie den Baugesellschaften und deren Fachberatern und Juristen entgegentreten können, und sie ein hohes finanzielles Risiko bei Hinzuziehen eines Anwaltes in Kauf nehmen müssen.
- Baugesellschaften ihre Gewinnmaximierung auf Kosten der betroffenen Anrainer und BürgerInnen erreichen wollen.
Die Anrainer hingegen können die Bauträger nicht für den Wertverlust ihrer Liegenschaften belangen.
Wir fordern daher:
-Sensibilisíerung der Politik für diese völlig neue Situation im ländlichen Raum
-Anpassung der Gesetze und Regelungen bzgl.Großbauten :
Dichteobergrenze und Präzisierung des Ortsbildparagrafen
-Abkoppeln des Amtes der Baubehörde vom Amt des Bürgermeisters
-Parteienstellung für alle Beteiligten bei Bauverhandlungen von Großprojekten
-bei strittigen Großprojekten automatisch Volksbefragung oder lokaler Gestaltungsbeirat
mit Einbeziehen der Bevölkerung (Südtiroler Modell)
-Transparenz in Planung und Verfahren
-Transparenz bzgl. der Förderungen dieser Projekte – es sind unsere Steuergelder
Die Menschen am Land sind jene, die den ländlichen Raum oft mit viel Entbehrungen zu dem gemacht haben, was er ist und nachdem sich viele sehnen („Wohnen im Grünen“).
Es ist keine gute Wahlwerbung, wenn man diesen Menschen neben den Nachteilen des Landlebens (Pendeln, zerfallende Infrastruktur, viel Arbeit bei Erhaltung des Grünraums, ….) nun auch noch die Nachteile des Stadtlebens aufbürdet (hohes Verkehrsaufkommen, Verlust des Grünraums durch maßlose Versiegelung der Böden, soziale Probleme durch extrem verdichteten, städtischen Wohnbau,.....
Mehrere Initiativen haben sich zu dieser Problematik schon vernetzt (Maria Anzbach, Traismauer, Oberwölbling,Kreuzstetten, Gerasdorf,...) und wir suchen weitere Betroffene oder am Thema Interessierte, um unseren Forderungen an die Politik durch eine breitere Masse mehr Gewicht verleihen zu können.
Wir würden uns freuen, wenn sich auch betroffene Menschen melden, deren Erlebnisse mit Siedlungsgesellschaften und deren überdimensionierten und oft unpassenden Bauwerken schon in der Vergangenheit liegen – auch wenn die Erinnerung daran nicht angenehm ist. Es wird Zeit, sich zu vernetzen und die Vorgangsweisen der mächtigen Gesellschaften und der Behörden zu sammeln und aufzuzeigen.
für die BI Dorf bleiben: Elisabeth Perschl