Im Frühjahr dieses Jahres starteten wir eine Umfrage bzgl. der Erfahrungen von Anrainern zu großvolumigen Wohnbauprojekten im Allgemeinen und mit den Bauwerbern im Speziellen.
Es kristallisieren sich mittlerweile drei interessante Aspekte heraus:
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Immer wieder werden in ersten Vorgesprächen von den Bauwerbern (Baugesellschaften u. -genossenschaften) die geplanten Bauprojekte der Bevölkerung und auch den jeweils Gemeindeverantwortlichen vorerst in deutlich geringerer Dimension vorgestellt. Gibt es dazu dann eine positive Resonanz aus der Gemeinde, findet man in den tatsächlichen Einreichunterlagen und Förderansuchen oft unerwartet bis um die Hälfte mehr an Wohneinheiten, als angekündigt. Somit natürlich auch ein größeres Bauwerk mit all seinen Folgeerscheinungen für die Anrainer und das Ortsbild.
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In ländlichen Gemeinden zeigen Bedarfserhebungen vor Projektstart (falls überhaupt durchgeführt) oft einen hohen Bedarf an Wohneinheiten auf. Über die Motive hinter dem Bedarf (tatsächlicher Wohnraumbedarf, Wertanlage, Spekulationsobjekt, ...) geben derartige Erhebungen allerdings keine Auskunft. Und so braucht es nicht selten dann nach der Fertigstellung der Wohnanlagen Jahre, bis alle Wohnungen vergeben sind.
Nach eigenen Angaben der ARGE Wohnen NÖ (Zusammenschluss einiger Wohnbaugenossenschaften)
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waren im Sommer 2018 „ in Niederösterreich über 1000 Wohnungen SOFORT verfügbar“ (Quelle: Bezirksblätter Sommer 2018)
Selbiges wird auch seit Jahren in jeder Ausgabe von „WOHNEN in NÖ“ (regelmäßiges Sonderprodukt der NÖN) vermittelt
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werden „2018 von den Mitgliederbetrieben der ARGE Wohnen 5500 Wohneinheiten errichtet“ (Quelle: Bezirksblätter Nr.48/2018)
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Viele Anrainer zu einer großvolumigen Wohnanlage (v.a. im ländlichen Raum) erleben das Bauverfahren und alle seine Begleiterscheinungen beinahe traumatisch. Es wird von Drohungen, Respektlosigkeiten und Ignoranz seitens Bauwerber und/oder Behörde berichtet, von Hilflosigkeit und Ohnmachtsgefühlen. Viele Anrainer versuchen vor oder ab Baubeginn und noch Jahre später, durch inneren Rückzug und Verdrängung sich möglichst von den Auswirkungen des Bauprojektes zu distanzieren. Ob es sich dabei um hohe Wertverluste der Anrainergrundstücke, gravierende Verluste an Lebensqualität oder auch Verluste an Akzeptanz in der Dorfgemeinschaft nach strittigen Bauverfahren handelt – es wird versucht, nicht mehr darüber zu sprechen oder daran zu denken.
Wir werden versuchen, anders zu handeln, um so Betroffenen zu großvolumigen Bauprojekten auch nach erfolgter Baubewilligung mit unseren Erfahrungen hilfreich sein zu können.
Das großvolumige Bauprojekt der WAV in Kreuzstetten …
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ist 3-geschoßig in einer kleinen Gasse geplant
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soll 29 Wohnungen und 29 inkludierte Garagenplätzen haben
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zeigt laut Bauplänen mindestens das 12-fache Volumen gegenüber den Umgebungsbauwerken auf
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wird im Mittel die 10-fache Fassadenlänge gegenüber der bestehenden Bebauung (bei offener Bauweise) haben
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liegt zu großen Teilen im 100-jährlichen Hochwasser (nach HORA-Gefahrenplan)
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wird eine Einwohnerdichte von über 200 Einwohnern/ha aufweisen (derzeit in Kreuzstetten : 19 EW/ha; Empfehlung des Landes NÖ: Zieldichte 60 EW/ha)
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wäre bei derzeit gültiger Bauordnung (Novellierung Juli 2017) wegen Überschreitung der Bauklasse nicht erlaubt
Wir werden genau verfolgen, wie sich dieses vom Land NÖ geförderte Bauwerk der WAV „harmonisch in die Umgebung einfügen“ wird. Und wie es laut Ortsbildgutachter des Landes NÖ „….in einem ausgewogenen Verhältnis mit der Struktur und der Gestaltungscharakteristik bestehender Verbauung stehen“ wird.
Bauplatz (Dez. 2018) geplantes Projekt (Grundriss)
Bereits zum 5. Mal wünschen wir nun an dieser Stelle allen ein Frohes Fest und ein erfolgreiches Neues Jahr 2019!
Erfolg ist auch, mutig gehandelt zu haben und zu sich und seinen Idealen zu stehen.
Schön, wenn man wie bei Aktion 21 spürt, dass man damit nicht alleine ist.