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Der „sterbende Ort“

Ein Expertenschmäh?

 

 

Ein „Experte“ hat in einem offenen Brief an die Bewohner von St. Andrä-Wördern vor dem Ortssterben gewarnt, sollte es nicht zu einer erheblichen Verdichtung der Ortskerne kommen.

Damit sich derartiger demographischer Unsinn nicht in den Köpfen der Bevölkerung festsetzt, ist es leider notwendig, auch solchen Unkenrufen zu begegnen.

Fakt ist: die Einwohnerzahlen steigen nachhaltig, trotz aller Versuche, das Wachstum zu bremsen. Es heißt, weil junge, in St. Andrä-Wördern heimische Familien einen dringenden Bedarf an neuen Wohnungen hätten, müssten solche in großem Umfang gebaut und gefördert werden. Das mag zwar für einzelne Familien zutreffen, nicht aber als allgemeingültige Aussage.

Geburten und Todesfälle halten sich seit vielen Jahren in etwa die Waage. Wenn also die Verstorbenen nicht unter der Brücke gehaust haben, dann sind ihre Behausungen frei geworden und stünden zumindest kapazitätsmäßig den Jungen zur Verfügung. Sollte das nicht der Fall sein, dann ist die Verknappung des Wohnraums ausschließlich eine Folge der gestiegenen Nachfrage, die nicht aus dem Ort, sondern von Menschen kommt, die von anderswo her zuziehen wollen. So heißt es zwar auf der Verpackung „Wohnungen für junge Familien aus St. Andrä-Wördern“, drinnen aber sind „Wohnungen für Zuzügler“ (vornehmlich aus Wien).

Der Wohnungsbau boomt ohnedies. Auch im Weichbild der Hauptorte werden Wohnungen gebaut: in der Altgasse, Schubertgasse, Lehnergasse, beim Kreisverkehr und der Tullner Straße, nicht zu reden von den Zu- , Um- und Ausbauten in den diversen Einfamilienhaus-Vierteln.

Was wollen Zuzügler eigentlich?

Das Wachstum der Marktgemeinde St. Andrä-Wördern ist also, anders als im Ortsentwicklungskonzept vorgesehen, ein immer noch weitgehend ungebremstes. Die einzige funktionierende Bremse sind die steigenden Preise für Immobilien in den Wohnvierteln der Hauptorte St. Andrä und Wördern. Es gibt zwar keinen typischen Ansiedlungs-Magneten, weder einen Großbetrieb, noch eine besondere massentouristische Attraktion, keine Universität, keine Messe, ja nicht einmal temporäre sportliche oder kulturelle Großveranstaltungen. Trotzdem wächst der Ort stetig und auch zu schnell, um die Infrastruktur mit dem Wachstum mithalten zu lassen.

Woher also kommen die „neuen“ Einwohner, die St. Andrä-Wördern als ihren Hauptwohnsitzsitz erwählen?

Es sind Stadtflüchtlinge, die aus mehreren Gründen aus der Stadt „aufs Land“ ziehen wollen:

  • weil das Wohnen hier wesentlich billiger ist
  • weil das Raumklima, vor allem „die Luft“, um Längen besser ist
  • weil naturnaher, nicht versiegelter Boden immer noch einen erheblichen Anteil der Ortsfläche ausmacht
  • weil der Verkehr trotz rapider Zunahme noch verträglich ist
  • weil man sein Auto immer noch ohne Riesenprobleme abstellen kann
  • weil man eher soziale An- und Einbindung findet als in der städtischen Anonymität
  • weil man in wenigen Minuten fußläufig den Wald, die Donau, ihre Au und freie Felder erreichen kann

All das gibt der Gemeinde eine Identität, die vielen erstrebenswert erscheint und deren sie teilhaftig werden wollen.

Aber je mehr sich hier ansiedeln, desto eher gehen allmählich viele dieser begehrten Eigenschaften verloren. Mit der Attraktivität verliert der Ort aber auch die Einwohner, die noch weiter „aufs Land“ siedeln. Viele spüren das instinktiv und wehren sich gegen einen überhitzten oder gar noch geförderten Zuzug. Es macht ratlos, dass es ausgerechnet Gemeindepolitiker sind, bei denen dieses Gespür nicht sehr ausgeprägt zu sein scheint und die keine Gelegenheit vorübergehen lassen, etwas gegen den Willen ihrer eigenen Wähler durchsetzen zu wollen.

Bürger für Bürger St. Andrä-Wördern

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