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Warum Ortszentrum?

Komische Frage: wofür braucht man ein Ortszentrum?

Einfache Antwort: man braucht es nicht, wenn es ohnedies da ist.

 

Wozu also noch darüber reden, wir haben ohnedies abgestimmt. Einmal genügt doch!

Irrtum: wir haben darüber nicht abgestimmt, ja nicht einmal ernsthaft geredet.

Abgestimmt haben wir darüber, ob auf dem Areal des Wörderner Sportplatzes bis zu 350 Wohnungen gebaut werden sollen. Dies – der Bau von (bis zu 350) Wohnungen wurde von einer deutlichen Mehrheit abgelehnt. Wenn man die dilettantisch formulierte Frage beim Wort nimmt, betrifft die Ablehnung nicht den „Bau von 350 oder mehr Wohnungen“, sondern nur den Bau von „bis zu 350 Wohnungen“, also von weniger als 351 Wohnungen: das heißt überhaupt keine!.

Wir denken, dass diese mathematisch-logische Schlussfolgerung weder von der fragestellenden SPÖ, noch von den Abstimmenden gewollt war. Ein Grund mehr, um das für die Politik ohnedies nicht verbindliche Befragungsergebnis zu ignorieren?

Zur Erinnerung: unmittelbar nach der Befragung wurde BM Titz in ORF NÖ zum Befragungsergebnis zitiert: „Wir haben das Ergebnis nicht zum Gemeinderatsbeschluss gemacht. Außerdem war das erst ein Anfangsplan, wie das Projekt umgesetzt werden kann. Jetzt werden wir versuchen es anders zu planen.“ Und dazu hießt es: „Die SPÖ zeigt sich gesprächsbereit, fest stehe aber, dass der Masterplan - wie er bisher vorlag - klar abgewählt wurde, betonte Stachelberger.“ Nun hat der SP-„Hagenthaler“ vom März 2019 angedeutet, was „gesprächsbereit“ bedeutet: „Eine eindeutige Mehrheit hat sich für den Erhalt der dörflichen Struktur und gegen die Verstädterung ausgesprochen. Damit ist klar: Der Sportplatz bleibt vorerst an seinem Standort.“ Wohlgemerkt: vorerst. Wie lange dieses „vorerst“ dauert, wird nicht gesagt. Könnte es sein, dass es „bis nach den Gemeinderatswahlen 2020“ bedeutet? Und: was geschieht „nacherst“ mit dem Sportplatz?

Machen wir uns nichts vor: Die SPÖ wird ihre Ortsentwicklungs-Politik vor 2015 auch unter veränderten Vorzeichen fortzusetzen. Es gab schon einmal – 1997 - eine vehemente Diskussion über einen neuen Sportplatz und das Drumherum. Damals sperrte sich ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung gegen eine Verlegung des Sportplatzes. Die SPÖ schrieb damals unter dem Titel „Zukunfts-Konzepte“ in ihrer Hagenthaler-Rundschau: “Als zusätzliche Baulandfläche sollen im neuen Flächenwidmungsplan nur einige Arrondierungen und die Umwidmung des derzeitigen Sportplatzes sowie eine Fläche in der Bahngasse in Wördern dazukommen. Mit der Umwidmung dieser einen Fläche wird allerdings eine Reihe von Auflagen für die dortige Bautätigkeit verbunden sein. Außerdem wird es bei diesem einen Bauansuchen (!!) eine vorherige Informationsveranstaltung für die Anrainer geben.“

Und: „In der Frage eines möglichen neuen Ortskerns in Wördern entlang des Hagenbaches soll vorrangig die Verkehrsentlastung der Hauptstraße und der Altgasse im Entwicklungskonzept vorgesehen werden.“

Dazu meinte der damalige Vizebürgermeister Wolfgang Seidl im ÖVP-Gemeindekurier: „Eine Verwertung des Sportplatzareales für weitere Wohnsilos kam für mich von Anfang an nicht in Frage.“ Von einer professionellen Ideenfindung in Form eines Architektenwettbewerbes war da die Rede, von Mitgestaltung und Diskussion der Bevölkerung. Das war vor 16 Jahren. Inzwischen haben sich er und seine ÖVP genau um jene 180° gedreht, um die sich Ex-Bürgermeister Stachelbergers SPÖ gedreht hat, nur in die entgegengesetzte Richtung.

Machen wir uns nichts vor: das Projekt wird, mit einigen kosmetischen Zeitplankorrekturen, beinhart durchgezogen werden, wenn wir, die Einwohnerschaft, uns nicht vor den fahrenden Zug werfen. Dann werden wir statt eines individuellen, eigenen Ortskerns jene Schlafstadt bekommen, die angesichts der bereits angekündigten Wiener Abmauerung gegen das NÖ Umland zu einem Ortsentwicklungsfiasko erster Güte zu werden droht.

Ein Investor, dessen Hauptinteressen in der Industrie – nicht der österreichischen – liegen, hat großes Interesse bekundet, als Bauträger aufzutreten. Er wird für sein Geld eine bessere Rendite suchen, als zur Zeit auf dem Kapitalmarkt geboten wird. Daher wird er kaum im Allgemeininteresse stehende, gewinnschmälernde Auflagen akzeptieren. Er wird – für alle Zeiten – bestimmen, wie das letzte für ein Zentrum der 7 zusammengelegten Orte geeignete Gebiet genutzt wird. Und die Gemeindeverwaltung wird ihm zu Füßen liegen und das Areal mit hohen Wohnsilos zupflastern lassen. Für den ländlichen Charakter wird es der Anfang vom baldigen Ende sein. Die Gemeindeverwaltung weiß das und versucht jetzt schon mit untauglichen Mitteln wie der aktuellen Beschränkung auf zwei Wohneinheiten vorbeugend gegenzusteuern.

Die „offene Ateliers“ genannten Diskussionsrunden der Bevölkerung mit den planenden Architekten zeigten, dass vor der Wohnverbauung des alten Sportplatzes eine weit wichtigere Vorfrage geklärt werden sollte: ob sich angesichts des (wenn auch gebremsten) Wachstums ein zentraler Ortskern herausbilden sollte. Es ist klar, dass dies nicht ohne Wohnungsbau, aber auch nicht ohne begleitende Unterstützung all jener Einrichtungen durch die Gemeinde geht, die mit einem Ortskern sinnvollerweise verbunden sind: im Allgemeininteresse stehende kulturelle, und sportliche Einrichtungen, notwendige Dienstleistungen und Orte, die der persönlichen Begegnung dienen. Erst wenn diese Frage eindeutig beantwortet ist, hat es einen Sinn, über Planungen zu diskutieren und zu entscheiden.

Wir rufen Sie auf, für sich und Ihre Kinder mit Ihren Nachbarn, Verwandten und Bekannten über all diese Fragen zu sprechen und sich ihre eigene Meinung zu bilden. Sie haben auch die Möglichkeit, Ihre Meinungen hier zu diesem Beitrag (und auch zu weiteren Beiträgen und Stellungnahmen) bekannt zu geben, damit die Diskussion möglichst transparent wird.

Wir hoffen, dass Ihnen das Schicksal unserer Gemeinde nicht gleichgültig ist und Sie die letzte Chance wahrnehmen, ihre Struktur nachhaltig zu beeinflussen!

Unabhängige demokratische Plattform B4B
„Bürger für Bürger“ St. Andrä-Wördern.

 

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Kommentare

Meiner Meinung nach sollte die Bevölkerung dazu befragt werden, wie sie dem weiteren Zuzug gegenüber eingestellt ist. Ich persönlich meine, die hohe Lebensqualität der Gemeinde wird unter noch mehr Zuzug, also auch noch mehr Verkehr, abnehmen. Ja, vielleicht ist es egoistisch, keinen Verlust von Lebensqualität hinnehmen zu wollen. Aber ist Wachstum auf allen Ebenen wirklich auf Dauer erstrebenswert?

Im Ortsentwicklungskonzept ist "gebremstes Wachstum" festgeschrieben. Die FRage ist daher, ob ein Projekt mit bis zu 320 Wohnungen in Bahnhofsnähe neben einer ganzen Reihe paralleler, im au befindlicher und vorgesehener Wohnbauten diesem Begriff entspricht, oder ob der einfach durch eine Änderung des OEK ausgehebelt werden sollte. Die Antwort hat die Bevölkerung ja bereits eindeutig gegeben, die muss man nicht nochmals befragen. Aber das Ergebnis der Befragung sollte man ernst nehmen, sonst gibt es bei der nächsten GR-Whl die nächste Ohrfeige.
320 Wohnungen sind ca. 800 Einwohner mehr, d.s. 10% zusätzliches Wachstum zum ohnedies vorgesehenen "gebremsten". Da ist von Bremse keine Rede, das ist forciertes Wachstum pur.

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