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Kulturelles Erbe und Tourismus

Am 7.Juli 2017 wird in Krakau die Weltkulturerbekonferenz stattfinden.
Wien wird auf die "rote Liste" kommen".

Das wird in weiterer Folge das Aus für den Weltkulturerbestatus bedeuten , wenn die Auflagen de UNESCO nicht erfüllt werden.
Betrachtungen dazu von Prof. Luger, Uni Salzburg 

 

Heumarkt Debatte ums Welterbe

Für den Blog Stadtmarketing, Juni 2017

Welche Folgen hätte der Verlust des Weltkulturerbes für eine Stadt wie Wien?

Wien wäre mit einer negativen Botschaft in aller Munde, die große Kulturstadt, die so ein grandioses Welterbe zu Recht besitzt, aber nicht in der Lage ist, es zu verwalten. Das ist ein Imageverlust, den sich diese Stadt nicht leisten sollte. Wien tut sein Bestes, um den Status des Welterbes herunterzuspielen, touristisch sowieso (den Titel brauchen wir nicht, deswegen kommt niemand), die Verwaltung auch (ein Randthema, eher ärgerlich und hinderlich in der Stadtplanung) und die lockeren Regeln für den Ausbau der Dachböden usw. zeigen auch kein hohes Bewusstsein gegenüber der Aufgabe der Bewahrung des Ensembles.

Wien ist touristisch wie Salzburg ein Selbstläufer, aber über die Klientel der staunenden Chinesen und Japaner etc. hinaus gilt es den Kulturtourismus, einen der am stärksten wachsenden Sektoren, weiterzuentwickeln und das geht nur mit einer bewahrenden Perspektive. Hochhäuser an der Ringstraße etc. sind dafür absolut störend, die Pracht dieser Straße kommt ohnedies durch den Verkehr und die Unwirtlichkeit der Wege schon genug unter die Räder.

 

Was würden Sie der Wiener Stadtregierung in der derzeitigen Situation empfehlen?

Wien bzw. die Republik hat einen völkerrechtlich bindenden Vertrag unterzeichnet, den die Stadt offenbar nicht einzuhalten gedenkt. Wenn sie Welterbe bleiben will, hat sie sich zu fügen und kann nicht machen was sie will. Die Experten der Unesco haben vor langer Zeit schon gesagt, was dem Status abträglich ist, die Stadt pfeift darauf bzw. laviert herum, „ a bissl wos geht immer“. Es geht nicht nur um den Canaletto-Blick, es geht um die Öffnung eines Ventils. Wenn man dieses Hochhaus erlaubt, kann man andere schlecht ablehnen. Damit wird aber tatsächlich die Innenstadt abgewertet im Sinne eines noch ziemlich erhaltenen städtebaulichen Ensembles, das sich zwar weiterentwickeln soll (und da und dort ohnedies schon sehr weit von der ursprünglichen Form abweicht, derentwegen der Titel verliehen wurde), aber doch bestimmte Grenzen zu akzeptieren hat und nicht die ausgezeichnete Architektur kompromittieren darf. Die Stadt muss sich entscheiden, ob sie den Titel behalten möchte – dann kann der gegenwärtige Plan nicht umgesetzt werden – oder ob sie ihn loswerden möchte. Eine Reduktion des Welterbes auf Teile der Altstadt kann die Stadt vermutlich nur als Neuantrag einbringen, nachdem der Titel in der jetzigen Form aberkannt worden ist. Das kann ich der Stadt nicht empfehlen, auch wenn diese Lösung als Ausweg diskutiert wird. Die Unesco wird m.E. so ein Arrangement nicht akzeptieren.

 

Wo sehen Sie die Herausforderungen des Weltkulturerbes zwischen dem Bewahren und Entwickeln von historischen Städten?

Die geschützten Teile sind zu erhalten, Stadtentwicklung sollte anderswo erfolgen. Rund um den Donauturm bzw. an anderen Plätzen sind ja auch neue Ensembles entstanden, die diesen Räumen nach Meinung der Stadtentwicklung und der Architekten wie Investoren adäquat erscheinen. Die innere Stadt ist anders angelegt, hat auch eine andere Aufgabe, kann nicht Wohnerweiterungsgebiet sein. Spekulationsobjekte sollten dort erst recht keinen Platz haben, denn diese Gegend ist das Wertvollste, was Wien zu bieten hat. Der Erste Bezirk ist weltweit so einzigartig, dass er auch noch in hundert Jahren die Einheimischen wie die Besucher faszinieren wird. Jeglicher störender Eingriff in dieses Ensemble ist unverantwortlich. Es käme ja auch Niemandem in den Sinn etwa Botticellis Primavera oder die Mona Lisa im Louvre zu übermalen, sieht man von Arnulf Rainer ab. Die bewahrende Perspektive muss vielmehr danach trachten, dass die historische Kontinuität bis dato sichtbar bleibt. Sonst könnte man ja gleich jede Jugendstilvilla wegreißen und einen Schuhschachtelarchitekton draufstellen, weil man aus dem Gebäude dann noch etwas mehr Profit ziehen könnte. Wien sollte dem Billa-Gründer Wlaschek wirklich dankbar sein, dass er seinen Besitz in eine Stiftung eingebracht hat, wodurch einige architektonische Kleinodien langfristig erhalten werden können. Damit kann Wien sein Ambiente und seine Einzigartigkeit bewahren und seine Geschichte sichtbar machen. Die innere Stadt ist kein Gelände für Großbauten, Hochbauten oder derartige „innovative“ Objekte, die nur dem betriebswirtschaftlichen Kalkül entgegen kommen, aber der identitätsschaffenden emotionalen Geographie widersprechen. Veränderungen sollten dort nur mit größter Zurückhaltung und Sensibilität für die Umgebung möglich sein.

 

Anfrage des Bundeskanzlers an die Präsidentin des Nationalrates bezüglich Weltkulturerbe Klick hier

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