In Hallein gehen die Wogen hoch: Im Zuge des 380-kV-Leitungsbaus kam es zu ersten Zwangsmaßnahmen.
HALLEIN. So groß angelegte Demonstrationen hat Hallein schon Jahre lang nicht mehr gesehen: Züge von Bauern auf dem Traktor, Demonstranten mit Plakaten und Megaphonen in der Hand. Da der Bau des zweiten Abschnitts der 380-Kilovolt-Leitung immer näher rückt, kommt es nun zu den Verfahren gegen jene Grundeigentümer, die bisher nicht Platz für die Leitungsmasten machen wollten. Die APG ("Austrian Power Grid") spricht von "Einräumung der Dienstbarkeit", die Demonstranten benutzen das Wort "Enteignung".
"Wir sind besorgt um unsere Natur, die ganze Sonnenseite wird zugebaut. In Wien ist das Kabel auch unter der Erde und wir hier in Salzburg zerstören unseren Lebensraum", erklärt Landwirt und Demo-Teilnehmer Anton Sommerauer aus Adnet. Theodor Seebacher, Obmann der "Interessengemeinschaft Erdkabel", versucht seit Jahren, die Freileitung zu verhindern. "Die APG stützt sich auf veraltete Studien. Wir haben neue, die beweisen, dass das Erdkabel die bessere Lösung ist." Laut Gesetz müssten alle Alternativen vor dem Bau überprüft werden, Seebacher wirft der APG vor, genau das nicht getan zu haben. Vor dem Verwaltungsgerichtshof werde man die Sache "aber noch einmal deutlich forcieren". Seebacher rechnet sich dabei gute Chancen für eine Revision aus. "Die APG muss erst einmal beweisen können, dass es keine Alternativen zur Freileitung gibt."
Laut APG-Projektleiter Wolfgang Hafner sieht die Sache anders aus: "Wir haben seit Jahren das Thema Erdkabel im Genehmigungsverfahren behandelt, die Sachverständigen haben aber eindeutig die Freileitung bestätigt. Das Revisionsverfahren enthält nichts Neues. Die 380-kV-Leitung wird in der Form gebaut und wir haben bereits damit begonnen. Außerdem kann von 'Enteignung' keine Rede sein. Es handelt sich hier um Behördenverfahren gegen jene Grundeigentümer, die einer privatrechtlichen Einigung nicht zugestimmt haben."
Foto: Thomas Fuchs
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