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Braucht ein Ort einen Kern? Braucht eine Gemeinde ein Zentrum?

 

Braucht ein Land eine Hauptstadt? Nein. Es geht auch ohne, wie das Beispiel Niederösterreich jahrzehntelang gezeigt hat. Trotzdem wollte es ein eigenes Zentrum. Es ist heute zur Selbstverständlichkeit geworden.

 

Warum Ortszentrum?

Es hat gute Gründe für eine Gemeinschaft, wenn sie einen zentralen Ort hat, an dem man die wichtigsten Institutionen und auch sonst alles vorfindet, was für ein Zusammenleben unentbehrlich ist: Verwaltung, Orte der Begegnung und der Zusammenkunft, Gastronomie, wichtige Einrichtungen, unentbehrliche Stätten des Gesundheitsdienstes, der Versorgung mit lebenswichtigen Gütern des täglichen Bedarfs und nicht zuletzt von Wohnstätten, vor allem für jene, die die Nähe zu all den erwähnten zentralen Einrichtungen besonders dringend benötigen.

Hat man in St. Andrä-Wördern ein solches Zentrum vergessen?

Vor mehr als einem halben Jahrhundert, zur Zeit eines wahren Ortszusammenlegungs-Booms, hat man die Zwillingsgemeinden St. Andrä und Wordern mit den Nachbarorten Altenberg und Greifenstein sowie mit den „Bergdörfern“ Hintersdorf, Kirchbach und Hadersfeld zu einer Großgemeinde zusammengelegt. Da keine dieser Gemeinden ein ausgeprägtes Zentrum hatte, hätte man sich schon damals um ein gemeinsames kümmern sollen. Die rasant wachsende Motorisierung führte zum Ausbau der B 14. Damit war der kleine Ortskern von St.  Andrä brutal durchschnitten und stand für ein Ortszentrum nicht mehr zur Verfügung. Eine Alternative entlang des Hagenbachs schied wegen der Hochwassergefahr aus.

Die einzige verbliebene Alternative

Es verblieb nur noch das Areal, in das das neue Gemeindeamt gebaut wurde und das – in unmittelbarer Bahnhofsnähe – zum Großteil noch unbebaut geblieben war. Die Begehrlichkeit der SPÖ-Gemeindeführung war 1997 auf die Verbauung des Sportplatzes mit Wohnungen für die zahlreichen Zuzügler aus Wien gerichtet, damals noch gegen den Widerstand der FPÖ, die zum Kampf gegen die neue Flächenwidmung mit der Absiedelung des Sportplatzes an den Aurand aufrief. Einige Jahre später setzte die ÖVP auf „gebremsten Zuzug“. Die angedachte Wohnbauten-Widmung erfolgte aber trotzdem.

Etikettenschwindel

Vor zwei Jahren – ÖVP, Grüne und Bürgerliste regierten mit knapper Mehrheit – trat überraschend die neue Gemeindeführung mit einem Projekt an die Öffentlichkeit, das etwa 350 Wohnungen auf dem von Renner-Allee, Schlossgasse, Hauptstraße und Bahngasse  umschlossenen Areal vorsah. In mehreren bürgerbeteilgungs-ähnlichen Zusammenkünften der planenden Architekten mit der Bevölkerung entstand der Gedanke eines Ortszentrums, das im Fall einer Verbauung des Areals mit Wohnungen nicht mehr realisierbar gewesen wäre. Das Planungsteam übernahm zwar den Begriff „Ortszentrum“, plante aber dessen gerades Gegenteil. Der Etikettenschwindel war rasch durchschaut. Die Folge war ein klares Nein zu dem kaum nennenswert reduzierten Wohnprojekt und zur Verbauung des Sportplatzes.

Falsche Antwort

Die Antwort darauf ist die Absicht, den abgesiedelten Bauhof mit Wohnungen verbauen zu lassen und den Sportplatz, koste es, was es wolle, in die Au zu übersiedeln. Das bedeutet, dass der alte Sportplatz früher oder später mit Wohnungen zugepflastert werden wird. Damit aber kann man den Gedanken an die Entwicklung eines Gemeindezentrums, das sich langsam zu einem eigenen, unverwechselbaren Herzstück der gesamten Gemeinde entwickeln könnte, für immer vergessen.

Nur mit Bevölkerungsentscheid

Eine für unsere Gemeinde so schwerwiegende, zukunftsentscheidende Frage sollte keinesfalls von einer Politik entschieden werden, die rasche, plakative Erfolge einer langfristigen, zukunftsweisenden Planung vorzieht. Sie sollte daher von der Bevölkerung, die in Zukunft damit leben muss, beantwortet werden:

Wollen wir ein modernes, lebendiges Ortszentrum, das den Erfordernissen der kommenden Jahrzehnte entspricht – ja oder nein?

  • Wenn die Mehrheit der an einer solchen Befragung Teilnehmenden dagegen ist, dann wird der Politik nicht vorgeworfen werden können, etwas versäumt zu haben, dann werden wir uns eben darauf einzurichten haben.
  • Wenn aber die Mehrheit einen derartigen Ortskern für sinnvoll hält – und dafür bietet sich, wie noch auszuführen sein wird, nur noch der südlich des Bahnhofs gelegene Teil von Wördern an –, dann sollte die Entstehung eines solchen Zentrums von der Gemeinde nach Kräften aktiv unterstützt werden. Alle dabei zu treffenden Maßnahmen sollten nicht nur transparent, zum Wohl der Gesamtheit und nicht zum Vorteil einzelner Personen oder Gruppen getroffen werden. Entscheidungen sollten deshalb nicht nur „von oben“ kommen, sondern durch Beteiligung der Bewohnerinnen und Bewohner des Ortes am Entscheidungsfindungsprozess begleitet werden.

Identität bedeutet Unverwechselbarkeit, wie bei einer Partnerwahl.. Sie ist der wahre Grund, warum jemand hier und nicht anderswo leben möchte.

Diese Identität oder Unverwechselbarkeit unserer Gemeinde wird nicht alleine durch die umgebende Landschaft geprägt, sondern auch durch das, was ihre Bewohner daraus gemacht haben und machen werden. Nicht nur die jetzt gewählten Politiker werden darin leben müssen, nicht nur wir alle, sondern auch unsere Kinder und Kindeskinder, die sich unserer Gemeinde verbunden fühlen.

Sie sind herzlich eingeladen, zu diesem Beitrag einen Kommentar zu schreiben. Uns interessiert die Vielfalt der Meinungen zu diesem wichtigen Thema.

Als Fortsetzung erscheint auf dieser Homepage In Kürze der Beitrag:Was ist ein „Ortszentrum“?

Zugleich wird die Liste jener öffentlich zugänglichen Stellen bekanntgegeben werden, an denen Sie aus bereitgestellten Boxen leere Unterschriftslisten entnehmen und in die sie unterschriebene Listen einwerfen können.

Für die B4B  H.Hofmann

 

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