Der „Krone“-Artikel zeigt die zwar vorhandene Möglichkeit eines Endlagerstandortes (selbstverständlich nach eingehender Prüfung), aber die Wahrscheinlichkeit, dass der Lungau „drankommt“ ist geringer als dargestellt. Das Wesentliche aber ist, dass mit der Schlagzeile und dem Bericht eigentlich nicht nur Muhr/Zederhaus geholfen ist, sondern allen potentiellen österreichischen Standorten für ein Endlager. Denn damit bei einer neuerlichen Suche danach von den Bundesinstanzen und Expertengremien (Seibersdorf!) sorgfältiger und weniger manipulativ vorgegangen wird als im Zuge der ersten großen Endlager-Kampagne 1988-91, ist so ein früher Schuß vor den Bug sicher förderlich, und das kommt allen eventuell betroffenen Standorten zugute.
Der Artikel insinuiert eine „Schuld“ der EU, die im Gespräch mit dem Redakteur so nicht dargestellt wurde. Gewiss, die EU-Kommission möchte mit einem Rahmen für die „Entsorgung“ die „Lösung“ für das größte Akzeptanzproblem der Atomindustrie voranbringen. Und ein gemeinschaftlicher Rahmen erhöht das Risiko etwas, dass schließlich in einem Land (v.a. mit schwachem Widerstand) ein Endlager für soundsoviele andere Länder kommt und genützt wird. Das verlagert die Erstverantwortung jedoch nicht von den Atommüllproduzenten zur EU.
In dem Zusammenhang ist gut, dass der Artikel auf die letztendliche Notwendigkeit eines Endlagers für Österreichs Strahlenabfälle hinweist. Ebenso auf das Importverbot, das auch das Ökologie-Institut in seiner Stellungnahme zur Regierungsvorlage betr. Umsetzung der EURATOM-Richtlinie fordert. Die parallele Forderung nach Exportverbot – von der PLAGE gegenüber der Zeitung ebenso betont – fehlt freilich. (Auch Global 2000 hat eine Stellungnahme zur Gesetzesvorlage abgegeben.)
Insgesamt: prophylaktisch wichtig, dass der Artikel erschienen ist; es wird nicht nur der Ort oder der Gau, sondern auch die Landespolitik ein wenig hellhörig.
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Heinz Stockinger, Obm.,
Salzburger Plattform gegen Atomgefahren (PLAGE)
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