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Initiative Denkmalschutz: 1000 Jahre alte Geschichte vernichtet

Eines der geschichtlich ältesten ländlichen Bauwerke der Steiermark abgerissen

 Presseaussendung, Dienstag 29. Juli 2014, Initiative Denkmalschutz

Murau (Bezirk). Vor wenigen Tagen wurde der historische Bauernhof – just als die zuständigen Beamten samt deren
Urlaubsvertreter im Bundesdenkmalamt Steiermark nicht erreichbar sind – abgerissen. Zuvor bemühte sich das Denkmalamt
um eine Unterschutzstellung, der Bescheid wurde aufgehoben. Aus unerfindlichen Gründen wurde dieser Bescheid jedoch nicht saniert.

Bauernhaus vulgo Mang – (Bau-)Geschichtliche Bedeutung

Das mächtige Bauernhaus, vulgo Mang (auch Freithofer-Hof genannt), in der Gemeinde St. Peter am Kammersberg im Ortsteil Althofen (Nr. 20),
der geschichtlich auf einen karolingischen Großhof (Königshof) des 9. Jh. zurückgeht, von dem sich letztlich auch der Ortsname ableitet, prägte
bis vor kurzem das Ortsbild. Es handelte sich damit um eines der geschichtlich ältesten ländlichen Bauwerke der Steiermark. Das Gebäude
wies bemerkenswerte mittelalterliche Bausubstanz mit zahlreichen gotischen Baudetails auf. Ende letzter Woche (24./25. Juli) wurde das
geschichtsträchtige Gebäude dem Erdboden gleichgemacht. Es war wohl kein Zufall, dass zu diesem Zeitpunkt die leitenden Beamten
im Bundesdenkmalamt (Landeskonservatorat Steiermark) auf Urlaub waren.

Bundesdenkmalamt mühte sich um Unterschutzstellung

Bereits im Mai vorigen Jahres hatte das Denkmalamt erfahren, dass das Bauernhaus abgerissen werden soll und verhängte daraufhin
wegen "Gefahr in Verzug" eine sofortige Unterschutzstellung mittels Mandatsbescheids (§ 57 AVG), d. h. das Ermittlungsverfahren wurde
nachgereicht. Im September schließlich erließ das Bundesdenkmalamt einen endgültigen Bescheid, gegen den berufen wurde. Mit
Spruch vom 23. Juni 2014 wurde dieser Bescheid vom zuständigen Bundesverwaltungsgericht aus Formalgründen aufgehoben, da der
Mandatsbescheid vom 10. Mai 2013 in der Hektik des Dienstschlusses an einem Freitag Nachmittag nicht mehr ordnungsgemäß mit
einer (elektronischen) Amtssignatur versehen werden und damit nicht rechtskonform zugestellt werden konnte.

 

Wieso unterblieb die Sanierung des Bescheides, sodass Abbruch ermöglicht wurde?

Da die Zuständigen des Bundesdenkmalamtes samt ihrer Urlaubsvertretung in dieser Woche (zufällig?) nicht erreichbar sind, konnte
nicht eruiert werden, wieso nach der Aufhebung des Bescheides am 23. Juni dieser Formalfehler nicht durch korrekte Zustellung des
Bescheides korrigiert wurde, wofür genügend Zeit geblieben wäre. Solcherart bleibt einmal mehr die Frage nach dem „höheren Einfluss“
auf das zum Schutz unserer Denkmäler zuständige Denkmalamt unbeantwortet. Deren Zerstörung durch „Formfehler“ bedeutet jedenfalls
einen äußerst schmerzhaften Verlust für das sowieso schon stark reduzierte ländliche Kulturerbe in Österreich.

Foto: Althofen 20, Bauernhaus vulgo Mang, St. Peter am Kammersberg (Gemeinde), Initiative Denkmalschutz

Rückfragehinweis:

Markus Landerer und Claus Süss

im Namen des Vorstandes
Initiative Denkmalschutz
www.initiative-denkmalschutz.at
mobil: 0699 1024 4216
Quellen:

 Walter Brunner, St. Peter am Kammersberg - Die Marktgemeinde stellt ihre Geschichte vor. Eigenverlag Marktgemeinde St. Peter a. K. 1997

Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts vom 23. Juni 2014, siehe: http://www.ris.bka.gv.at/Dokument.wxe?Abfrage=Bvwg&Dokumentnummer=BVWGT_20140623_W170_2000806_1_00&ResultFunctionToken=56f1f0a4-c3a7-4498-b70e-dabbfce72165&Position=1&Entscheidungsart=Undefined&SucheNachRechtssatz=True&SucheNachText=True&GZ=&VonDatum=01.01.2014&BisDatum=29.07.2014&Norm=&ImRisSeit=Undefined&ResultPageSize=50&Suchworte=denkmalschutz

 Althofen/Murau, Dachgiebeltürken am Bauernhaus vulgo Mang, siehe: http://www.tuerkengedaechtnis.oeaw.ac.at/ort/althofenmurau-%E2%80%9Adachgiebelturken/

Grundbuchauszug vom 27. Juli 2014

 

Initiative Denkmalschutz
Verein für den Schutz bedrohter Kulturgüter
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