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Wir gratulieren zum Österreichischen Solarpreis 2017 !

Der Salzburger und gebürtige Oberösterreicher Heinz Stockinger, langjähriger Obmann der Überparteilichen Salzburger Plattform gegen Atomgefahren (PLAGE) hat den Österreichischen Solarpreis 2017 für sein Lebenswerk im Kampf gegen die atomare Bedrohung erhalten.

Im Jahre 1977, damals dreißig, engagierte sich Stockinger gegen die Inbetriebnahme des AKW Zwentendorf. Bald wird er in den Koordinationsausschuss der Initiative Österreichischer AKW-Gegner (IÖAG) gewählt. Der Sieg der Atomgegner in der Volksabstimmung über Zwentendorf im November 1978 ist ein unerwarteter erster

Höhepunkt. Stockinger gehört in der Folge zu den Wenigen, die das „Nein zu Zwentendorf“ gegen die massiven Versuche, die Volksabstimmung umzustoßen, durchtragen – bis 1986 der Super-GAU von Tschernobyl das Schicksal der Atomenergie in Österreich endgültig besiegelt.

440.000 der 800.000 Einwendungen gegen WAA Wackersdorf aus Österreich:

Schon zuvor, Ende 1985, hat er zusammen mit dem Naturschutzbund-Geschäftsführer Hannes Augustin eine Salzburger Koalition gegen die WAA Wackersdorf zu schmieden begonnen. Das Vorhaben der deutschen Regierung und E-Wirtschaft und atomare Steckenpferd des bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß, in

Niederbayern dereinst abgebrannten Kernbrennstoff wiederaufbereiten zu lassen, kommt insbesondere auch durch den Salzburger Widerstand 1989 schließlich zu Fall. Die Plutoniumfabrik mit ihren potentiell verheerenden Langzeitfolgen bleibt so Deutschen und Österreichern auf alle Zeit erspart. Der Salzburger Landeshauptmann-Stellvertreter Wolfgang Radlegger sprach aufgrund der 100.000 Salzburger Einwendungen im WAA-Genehmigungsverfahren von der „größten Bürgerinitiative der Salzburger Geschichte“.

Schon in der Wackersdorf-Endphase hat die PLAGE sofort nach dem Fall des Eisernen Vorhangs die erste österreichweite Kampagne gegen die Fertigstellung des ersten Atomblocks im tschechischen Temelin lanciert (70.000 Unterschriften an Bundeskanzler Vranitzky). An diese Kampagne ist Mag. Stockinger allerdings „nur“ beteiligt, vorangetrieben wird sie vor allem von der stellvertretenden PLAGE-Obfrau Maria Fellner.

1989 übergibt der damalige Außenminister Alois Mock in Brüssel das Gesuch um Aufnahme in die Europäische Gemeinschaft, ohne dass er oder Kanzler Vranitzky der Bevölkerung des „Atomfreistaates Österreich“ mitteilen, dass

dazu auch das Gesuch um Mitgliedschaft in der Europäischen Atomgemeinschaft (EURATOM) gehört. Da beginnt Stockinger sich gründlich mit dem EURATOM-Vertrag und dessen Auswirkungen auf Österreichs antiatomaren Handlungsspielraum zu befassen. Wie wenige andere hat er sich seither mit dieser „Privilegien-Burg“ der europäischen

Atomwirtschaft und ihren weithin unbekannten fatalen Auswirkungen auf die europäische Energie- und Forschungspolitik befasst.

In hohem Maß und als einer der ersten hat der ehemalige Salzburger Hochschullehrer mit beruflichem Nahebezug

zu Frankreich, dem Atomstaat Nr. 1, zur Aufklärung über die Europäische Atomgemeinschaft und den ihr zugrundeliegenden EURATOM-Vertrag beigetragen: Stockinger verfasste 1993, vor der Volksabstimmung über EU- und EURATOM-Beitritt, mit der Dokumentation „Atomstaat, zweiter Anlauf? –

Die Integration Österreichs in die Europäische Atomgemeinschaft“ die bis heute umfassendste Bestandsaufnahme über die Europäische Atomgemeinschaft an die Adresse eines breiteren Publikums.

Der PLAGE-Leiter war auch im Zeitraum 2000–2005 maßgeblich an internationalen NGO-Initiativen beteiligt, in den Prozess für eine EU-Verfassung auch die Abschaffung oder zumindest eine weitreichende Reform des EURATOM-Vertrages einzubringen. Dieses Bemühen gedieh weit, scheiterte aber letztlich insbesondere am Präsidenten des EU-

Verfassungskonvents, Valéry Giscard d’Estaing, der als französischer Staatspräsident in den 1970ern die „Grande Nation“ in den atomaren Vollausbau geführt hatte.

Nach Fukushima 2011 ist es für Stockinger noch dringender geworden, endlich die „Privilegien-Festung“ EURATOM zu schleifen und dafür österreichische Politik mit Rückgrat und Nachhaltigkeit zu machen. „Mein wichtigster Wunsch für die atompolitische Zukunft ist, dass EURATOM zumindest ernstlich reformiert wird. Sonst kann – wie nach Tschernobyl

– die Atomwirtschaft ein paar Jahre nach Fukushima auf völlig denselben europarechtlichen Grundlagen wie vor Fukushima weitermachen. Grundlagen, die ihr unerhörte Begünstigungen gegenüber anderen Energieformen verschaffen.“

2014 initiiert Heinz Stockinger die erfolgreiche Durchführung des Treffens Bayrischer und Österreichischer Solarinitiativen (ABSI) in Salzburg. Er ist auch einer der Verantwortlichen für die Einrichtung der Salzburger Ökostrombörse, getragen von der Arbeitsgemeinschaft Erneuerbare Energie (AEE), dem Naturschutzbund Salzburg,

der Salzburg AG und der PLAGE.

Nicht zuletzt unterstreicht der Preis für das atomkritische Lebenswerk den Wert eines Engagements über lange Zeit.

Mag. Stockinger selbst sagt zu seinem Langstrecken-Engagement gegen die Atomkraft: „Schwer für eine Sache zu gewinnen, gebe ich sie dann aber nicht leicht wieder auf.“

 

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