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Das Auto – unendliche Weiten…

Schwimmen der Autoindustrie die Felle davon?

Wenn die KFZ-Branche und der so genannte „automotive Sektor“ massiv in Eigenwerbung investieren, dann ist wieder einmal klar:

Der PKW ist eine sterbende Art, die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel wächst.

Im Schatten sinkender Absätze und schwindender Auslastung der Fabriken feiert sich die österreichische Autoindustrie mit einem „Motorensymposium“, die Asfinag bewirbt ihren unerfreulichen Budgetbericht per Zeitungsinserat, die Bundeswirtschaftskammer fordert in eigenen Flyern dazu auf, neue Autos zu kaufen – als Beitrag zum Umweltschutz...

„Das Auto – Individualität und Freiheit“

Was an die ersten Worte jeder Folge von „Raumschiff Enterprise“ erinnert, ist bloß der bemühte Versuch der Fahrzeugindustrie in der Wirtschaftskammer, das Geschäft zu beleben.

„Der Weltraum – unendliche Weiten. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise…“ Den meisten SeherInnen der alten TV-Serie ist klar, dass es mit den Fakten nicht so ernst zu nehmen ist, dass wir auf das Beamen noch ein paar Jahre warten werden. Immer wieder überraschend ist, wenn sich KFZ-WerberInnen an diesem Enterprise-haften, „kreativen“ Umgang mit der Wirklichkeit orientieren.

Schwimmen der Autoindustrie die Felle davon?

Der Spiegel berichtet bereits, 2013 wäre "das schlechteste Autojahr der letzten dreißig Jahre": Wegen der schwachen Nachfrage sei die Auslastung der Fabriken in Europa miserabel. Für uns als Plattform Zukunft statt Autobahn ist die Konsequenz klar: Öffentlichen Verkehr ausbauen und verbilligen, um Menschen ihre notwendige Mobilität zu erhalten. Die Fahrzeugindustrie sieht das anders: Sie wirft die Werbemaschinerie an.

Im Rahmen des Motorensymposiums mutieren der tägliche Stau und die Feinstaubbelastung zu „nachhaltiger Mobilität“. Die Asfinag treibt ein Verwirrspiel mit ihren Schulden und ihrem Gewinn – Spock hätte wenigstens eine Augenbraue hochgezogen. Am buntesten treibt es die Wirtschaftskammer: „Autos der neuesten Generation helfen der Umwelt“ ist eine Formulierung, die einem die Tränen in die Augen treibt.

Ad Asfinag: Gewinn nur auf dem Papier, das Ausschütten einer Dividende ist eine Farce

Die Bilanz der Asfinag mag ja positiv sein. Allerdings tauchen die enormen Schulden bilanztechnisch nicht in den Aufwänden auf. 2010 haben sich die offenen Kredite auf knapp 12 Milliarden Euro summiert, für 2020 erwartet der Rechnungshof bereits ein Gesamtminus von 20 Milliarden. Würde ab heute kein neuer Kilometer Autobahn oder Schnellstraße mehr gebaut, bräuchte die Asfinag 22 Jahre, um alle Schulden zu tilgen. Bis dahin haftet: die Republik Österreich.

Ad Fahrzeugindustrie: Ein neues Auto ist kein! Beitrag zum Umweltschutz

Für die Produktion eines einzigen Autos, werden im Schnitt 70 Tonnen Ressourcen verbraucht. Bevor die neuen BesitzerInnen auch nur einen Meter in ihrem PKW hinter sich haben, sind bereits bis zu 20 Prozent der gesamten CO2-Emissionen, die der PKW über seine Lebenszeit verursachen wird, in der Atmosphäre – entstanden bei der Produktion. Dazu kommen Schäden durch die Verkehrsinfrastruktur (Straße) selbst. Energie und Wasser werden verbraucht, Boden versiegelt, Feinstaub und Lärm beeinträchtigen die Lebensqualität.

Eine aktuelle Studie zeigt, dass der reale Spritverbrauch von Neuwagen um rund ein Viertel höher ist als die HerstellerInnen versprechen. Um den Spritverbrauch künstlich zu verringern, wird jedes Schlupfloch genutzt: Spezialöle und -reifen werden eingesetzt, die Bremsen werden verändert und es wird verhindert, dass die Batterie während des Tests auflädt.

Unredlich ist es auch, damit zu werben, dass der Feinstaub-Anteil von PKW bei nur 5,2 Prozent läge. Diese ÖAMTC-Zahl bildet den österreichweiten Durchschnitt ab – von der Alm bis zur Autobahn. Ernsthaft betrachtet zeigen Daten des Umweltbundesamts für Wien: Der Feinstaubanteil des KFZ liegt bei etwa 50 Prozent, Salzburg oder Graz liegen im selben Bereich.

Beliebt – und ebenso unsinnig – ist das Argument „Das Auto als Wirtschaftsmotor“. Die Kammer bejubelt die Phantasiezahl von 365.000 Arbeitsplätzen im „automotiven Sektor“. Zum Vergleich: Alleine in Oberösterreich gibt es etwa 50.000 Green Jobs. Es gibt also tatsächlich auch Wirtschaftsleistung ohne Ottomotor…

Ad Bundesregierung – Verkehrsministerin Bures und Bundeskanzler Faymann

Stellen Sie klar, wie Sie Österreichs Zukunft sehen. Wollen sie weiterhin Milliarden in Verkehrslösungen von vorgestern stecken? Oder wollen Sie in die Mobilität der Zukunft investieren? Während sich immer mehr Menschen den eigenen PKW gar nicht mehr leisten können, wird die Asfinag – nach offiziellen Angaben – 7 Milliarden Euro bis 2018 verbauen. Auch die umstrittene Lobau-Autobahn S1 – voraussichtliche tatsächliche Kosten: 3 Milliarden Euro – bleibt im Generalverkehrsplan.

 „Die Formulierung, dass der Ausbau einer überdimensionierten Autobahn (Lobau-Autobahn) parallel zur bestehenden Autobahn (Südost-Tangente) als Beitrag zur Umweltverträglichkeit bezeichnet werden kann, widerspricht sämtlichen Gesetzen nicht nur des Verkehrssystems, sondern auch der Physik, zumindest des Universums in dem wir leben. Die zusätzlichen Kapazitäten dieses überdimensionierten Projektes der S1 führen zur Erhöhung der Geschwindigkeit und in der Folge der Vergrößerung der Reiseweiten, zur Verlagerung von Verkehrsbeziehungen vom umweltfreundlichen öffentlichen Verkehr zum umweltbelastenden Autoverkehr." So schreiben die TU-Verkehrsplaner Hermann Knoflacher und Harald Frey.

Beenden wir gemeinsam die Steuergeldverschwendung für überdimensionierte Infrastrukturprojekte in Österreich. Überprüfen wir die großen Straßen- und Eisenbahntunnel. Investieren wir in die Zukunft: In intelligente Mobilität, in Bildung, Wissenschaft und Forschung, in eine offene Gesellschaft. Und bleiben wir in diesem Universum!

Sie können Zukunft statt Autobahn unterstützen!

Unter http://zukunftsbausteine.wordpress.com finden Sie mehr

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